is- Wer kennt es nicht, das große Bermuda-Dreieck unserer Kinder, genannt Ranzen, bzw. Rucksack. In ihm verschwinden unzählige Schreiben der Schule, um dann nach Ablauf der dort genannten Termein wieder aufzutauchen.
Kürzlich war in der Allgemeinen Zeitung Mainz, in der Ausgabe vom 13. August 2011, eine vergnügliche Kolumne diesbezüglich zu lesen, die wir Ihnen nicht vorenthalten möchten. Mit Erlaubnis der Redakteurin Alexandra Eisen finden sie den Original-Wortlaut im folgenden:
Setzen, 6!
ALEXANDRA EISEN zu Mitteilungsblättern
Um die Zukunft des DIN A 4-Briefbogens muss sich auch in der digitalen Welt niemand Sorgen machen. Denn trotz E-Mail, SMS und Outlook-Kalender gibt es in beängstigender Nähe eine Welt, in der das bedruckte weiße Blatt Papier für alle Zeit einen Rückzugsort gefunden hat und überleben wird - in den Schulen.
Von dort aus rächt es sich an seiner schnöden Vernachlässigung durch technikverliebte User und beweist vermeintlich gut organisierten Müttern und Vätern, dass sie weder ihre Kinder, noch ihr Familienmanagement im Griff haben. Die Sommerferien sind vorbei, und ab sofort lauern die Mitteilungsblätter der Schule, die vollständig ausgefüllt, von dem/den Erziehungsberechtigten unterschrieben und fristgerecht an den Lehrer zurückzugeben sind, wieder in den Schulranzen.
Ich träume: Davon, dass die beiden Kinder gut gelaunt aus der Schule kommen, ungefragt ihre Rucksäcke öffnen und mir die Blätter vorlegen, die sodann von mir sofort unterschrieben in die dafür vorgesehene Mitteilungsmappe gelegt und am nächsten Tag pflichtbewusst abgegeben werden.
In der Realität wird es in folgenden Varianten ablaufen:
Ich frage nach Mitteilungsblättern und bekomme keine Antwort.
Ich frage, bekomme die Antwort, dass es Mitteilungsblätter gibt, werde sie aber trotzdem nie zu Gesicht bekommen.
Ich frage, erhalte die Information, dass es keine Mitteilungsblätter gibt, finde sie aber fünf Tage später und selbstverständlich nach Ablauf der Frist verknittert am Boden eines Rucksacks.
Ich treffe Eltern von Klassenkameraden meiner Kinder, die mich über einen bevorstehenden Ausflug informieren, von dem ich nichts weiß, und ernte mitleidige Blicke.
Die schlimmste Variante aber ist: Ich frage nach Mitteilungsblättern, bekomme eine Antwort (!), erhalte ein oder mehrere Blätter (!) - und vergesse dann selbst, sie zu unterschreiben und zurückzugeben. Erziehungsberechtigter, setzen, 6!
Ich träume erneut: davon, dass es keine Mitteilungs-Zettel mehr gibt. Ist mir doch egal, ob die Schule über eventuelle Gluten- oder Laktose-Unverträglichkeit meiner Kinder informiert ist. Oder ob meine Kinder bei Unterrichtsausfall a) selbstständig nach Hause gehen dürfen oder b) in der Schule bleiben müssen oder c) mit einem Klassenkameraden gehen dürfen oder d) abgeholt werden, und wenn ja, e) von wem und f) wie ist derjenige zu erreichen - privat, am Arbeitsplatz, mobil…?
Aber natürlich darf mir das heutzutage nicht egal sein und der Schule erst recht nicht. Es hilft auch nicht, zu fragen, wie das "früher" alles geklappt hat - in meiner Erinnerung habe ich meinen Eltern innerhalb von elf Schuljahren höchsten elf Zettel in die Hand gedrückt, und zwar ohne dass sie danach fragen mussten. Was bleibt, ist der Trost, dass das Kapitel Schule endlich ist. Und die netten Worte einer Lehrerin, die angesichts der unendlichen Zettelflut sagte: "Ich kann Sie verstehen, da verliert man einfach den Überblick!"
Danke!